Sozialer Wohnraum in München
„Es gibt immer weniger bezahlbaren Mietwohnraum in München.“
Faktencheck:
Betrachtet man nur die Anzahl an neu genehmigten, öffentlich geförderten Wohnungen, gibt es tatsächlich immer weniger bezahlbaren Wohnraum. Allerdings liegt das vor allem an der sinkenden Anzahl an neu genehmigten Wohnungen insgesamt. Der Anteil genehmigter geförderter Wohnungen steigt hingegen.
Bei den Fertigstellungen zeigt sich jedoch aufgrund des Bauüberhangs ein anderes Bild: Hier sanken sowohl die absoluten Zahlen als auch der Anteil geförderten Wohnraums in den letzten Jahren leicht.
Die Erklärung für Interessierte:
Geförderter Wohnraum in München:

Auch im Bereich der fertiggestellten Wohnungen im geförderten Wohnungsbau zeigt sich seit 2012 eine ähnliche Entwicklung. Zwar gab es 2019 und 2020 einen kleinen Aufschwung, dennoch ist auch hier das Niveau über zehn Jahre hinweg kaum gewachsen:

Beim Anteil an gefördertem Wohnraum am Gesamtwohnungsbestand liegt München im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten zurück, da von den 89.000 Wohnungen im (möglichen) Zugriff der Stadt im betrachtungszeitraum lediglich 43.191 in der Bindung waren. Den höchsten Anteil an gefördertem Wohnraum gibt es in Hamburg. Der Anteil an geförderten Wohnungen im Vergleich zum Gesamtbestand war, Stand 2023 im Detail wie folgt:
Stadt | Anteil (geförderte Wohnungen/Gesamtbestand) |
Anteil (Prozent) |
Berlin* |
99.849 / 2.030.259 |
4,9 % |
Hamburg** |
80.596 / 998.363 |
8,0 % |
Köln*** |
37.905 / 572.090 |
6,6 % |
München**** |
43.191 / 837.031 |
5,2 % |
*Wohnungen der Mietpreis- und Belegungsbindung, unklar welcher Gesamtwohnungsstand als Rechenbasis genutzt wird, die beiden Zahlen stammen aus unterschiedlichen Quellen.
** Sozialwohnungsbestand (1. FW WoBindG und WoFG)
*** geförderte Mietwohnungen (1. Förderweg/Einkommenstyp A)
**** inkl. Wohnungsfürsorge, ehem. 3. Förderweg, KomPro, München Modell Miete
Weiterer, nicht „klassisch“ geförderter Wohnraum:
Neben städtischer Förderung gibt es auch staatliche und private Akteure, die in der Landeshauptstadt Wohnraum zu günstigeren Preisen bereitstellen:
1) Unternehmen/Werkswohnungen:
Einige Münchner Unternehmen bieten ihren Angestellten sogenannte Werkswohnungen an, also Wohnungen, die sich imBesitz des jeweiligen Unternehmens befinden. Oft werden diese nur zeitlich begrenzt an z.B. neu zugezogene Mitarbeitende oder Werkstudierende vergeben. Aufgrund der angespannten Situation am Wohnungsmarkt nehmen Unternehmen in den vergangenen Jahren wieder verstärkt das Thema Wohnungen auf, um Mitarbeitende zu binden.
Wohnungen werden oft deutlich unter den marktüblichen Mietpreisen angeboten. Folgende öffentliche Unternehmen besitzen beispielsweise Werkswohnungen in München.
- DB: 2020 errichtete der Konzern 74 Wohnungen in einem genossenschaftlichen Modell, die als günstiger Wohnraum für Lokführer vorgesehen sind.
- SWM: Die Münchner Stadtwerke sind im Besitz von ca. 1.000 Werkswohnungen, bis 2030 sollen es 3.000 sein.
- Flughafen München Gesellschaft: 2018 wurden 46 Wohnungen in Bogenhausen vermietet. Zudem besitzt die Gesellschaft 132 Serviced Apartments, die für max. sechs Monate gemietet werden können. Als längerfristiges Ziel wurde ein Bestand von 600 Wohnungen ausgegeben.
2) Studentisches Wohnen:
Das Studierendenwerk München hat insgesamt ca. 9.000 Zimmer in München. Die Zimmerpreise von Studierendenwerken gelten ebenfalls als unterdurchschnittlich im Vergleich zum hohen Münchner Mietniveau.
3) Staat/Land Bayern:
Die Stadibau GmbH ist ein Wohnungsunternehmen des Freistaats Bayern mit einem Gesamt Wohnungsbestand von ca. 10.000 Wohnungen. Im April 2023 wurde der Spatenstich für 550 weitere Wohnungen auf dem Gebiet einer ehemaligen Kaserne (McGraw-Gelände) gesetzt.
Wie in München, gibt es auch in anderen großen Städten „nicht-klassische“ Förderungen für Wohnraum.
Berlin
- 9.200 Wohnheimplätze des Studierendenwerks
- 9.018 Unterkünfte im Besitz bzw. Zugriff des Bundes (etwa durch Kontingentverträge)
Hamburg
- 4.400 Wohnheimplätze des Studierendenwerks
- Mehrere öffentliche Firmen mit Werkswohnungen:
- Hamburger Hochbahn (2.041 Wohnungen in Hamburg und Reinbek)
- Universitätsklinikum Eppendorf, Hamburg (300 Personalwohnungen)
Köln
Pläne der Stadt München für mehr bezahlbaren Wohnraum
- Ziel 1 (erfüllt): Fertigstellung von 8.500 Wohneinheiten p.a., 2023: 9.837 Wohneinheiten fertiggestellt
- Ziel 2 (erfüllt): 2000 WE p.a. sollen gefördert oder preisgedämpft sein, 2023: 2.100 Wohneinheiten
- Ziel 3 (nicht erfüllt): Baurechtschaffung für 4.500 neue WE p.a., 2023: 3.004 WE
- Ziel 4 (nicht erfüllt): Fertigstellung von 1.250 neue WE durch Städtische Wohnungsbaugesellschaften p.a., 2023: 799 Wohnungen