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Freiraumquartierskonzept

Informationen zum Münchner Freiraumquartierskonzept am Beispiel öffentlicher Parkplätze.

Quelle: Unsplash

Anfang Mai 2023 wurde im Stadtrat das Münchner Freiraumquartierskonzept beschlossen. Dieses strebt im Grundsatz an, mehr Platz für Fußgängerinnen und Fußgänger zu schaffen, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Es zielt darauf ab, die Innenstadt widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen, indem es Grünflächen fördert. Das Freiraumquartierskonzept soll zudem als Rahmen für die Entwicklung der Innenstadt dienen und bei allen zukünftigen Untersuchungen und Planungen in der Altstadt berücksichtigt und integriert werden.

Das Münchner Freiraumquartierskonzept sieht vor, das Flächenpotenzial in der Altstadt zu nutzen, um bspw. über 2.000 PKW-Stellplätze im öffentlichen Raum, die im Durchschnitt 12 m² pro Stellplatz einnehmen, in qualitätsvolle Aufenthaltsbereiche umzuwandeln. Insbesondere in den kleineren Straßen der Altstadt gäbe es viel Raum, der ohne Konsumzwang genutzt werden könne und somit eine wichtige Ergänzung zu den Fußgängerzonen darstelle. Aktuell sei der Raum in der Altstadt zu etwa 50 % dem motorisierten Individualverkehr (MIV), knapp 30 % dem öffentlichen Nahverkehr und etwa 20 % dem Fuß- und Radverkehr gewidmet, wobei letztere auch Möblierung, U-Bahnzugänge und Gastronomieflächen beinhalten. Durch die Reduzierung von MIV-Flächen zugunsten von Grün- und Freiräumen würden sich bedeutende Möglichkeiten für die Entwicklung des öffentlichen Raums eröffnen.

Am Beispiel der Parkplätze soll im Folgenden gezeigt werden, dass solche Planungen grundsätzlich zwar wünschenswert sind, jedoch auch den Blick auf andere Diskussionsaspekte nicht außer Acht lassen dürfen.

Bereits Ende 2020/Anfang 2021 wurde im Stadtrat beschlossen, die Nutzung von oberirdischen Parkplätzen im Münchner Innenstadtbereich (Bereich innerhalb des Altstadtrings zusammen mit dem Bereich um den Hauptbahnhof) zunächst zu begrenzen sowie mittelfristig und stufenweise oberirdische Parkplätze in dieser Zone komplett abzuschaffen. Im Vorfeld des Beschlusses wurde eine Analyse durchgeführt, die sich auf Datenerhebungen aus den Jahren 2013/2014 stützt. Die Daten seien jedoch weiterhin als Planungsgrundlage relevant, da sie durch die seitdem vorhandenen Großbaustellen den aktuellsten Zeitpunkt eines ungestörten Parksystems darstellen. Es wurden folgende Ergebnisse festgehalten.

Insgesamt seien im Untersuchungsgebiet rund 21.500 öffentliche und nicht-öffentliche Kfz-Stellplätze vorhanden, die sich wie folgt gliedern:

Stellplätze auf öffentlichem Grund
rund 3.500 KfZ-Stellplätze
Öffentlich zugängliche Stellplätze auf privatem Grund
rund 8.600 Kfz-Stellplätze in 25 öffentlich zugänglichen Parkgaragen (an das Parkleitsystem angeschlossen)
Davon rund 6.400 KfZ-Stellplätze zum Kurzzeitparken
Rund 2.200 KfZ-Stellplätze in Parkgaragen sind dauerhaft vermietet
Darüber hinaus stehen 100 Stellplätze zum Kurzzeitparken in nicht an das Parkleitsystem angeschlossenen Parkgaragen zur Verfügung
Stellplätze auf Privatgrund ohne Zugänglichkeit für die Öffentlichkeit
Rund 9.400 Stellplätze befinden sich in privatem Eigentum
Im Untersuchungsgebiet gäbe es demnach etwa 10.000 öffentlich zugängliche Parkmöglichkeiten für Autos, die entweder gebührenpflichtig oder mit einer Ausnahmegenehmigung genutzt werden könnten.
Des Weiteren wurde im Rahmen der Untersuchung festgehalten, dass im Innenstadtbereich rund 1.600 Ausnahmegenehmigungen für Anwohnerinnen und Anwohner ausgegeben wurden. Daraus lasse sich schließen, dass die Nachfrage an Stellplätzen zwar relevant, im Vergleich zur Nachfrage von Besucherinnen und Besuchern jedoch auf niedrigerem Niveau.
Hinsichtlich der Auslastung konnte festgestellt werden, dass Werktags die Nachfrage im öffentlichen Raum tagsüber durchgehend hoch ist. Es könnte durch ordnungs- und regelwidriges Parken zu einzelnen Überlastungserscheinungen mit einer rechnerischen Auslastung von über 100% kommen. Zentral gelegene Parkgaragen rund um den Marienplatz seien teilweise voll ausgelastet (weniger als 10 freie Stellplätze). In fußläufiger Entfernung (250 bis 500 m) wären in der Regel jedoch noch Stellplätze in Parkgaragen frei. Samstags würde die Nachfrage gegenüber Werktagen zeitlich verzögert einsetzen. Im Zeitraum der höchsten Nachfrage (ca. 11 h bis 15 h) wäre die Auslastung des öffentlichen Straßenraums mit der an Werktagen etwa vergleichbar. Die Parkgaragen rund um die Fußgängerzone in der Altstadt seien an Samstagen jedoch höher ausgelastet als an Werktagen. Zudem sei die Vollauslastung bzw. Überlastung an Samstagen stärker ausgeprägt als an Werktagen.
Die dem Beschluss zugrunde gelegten Zahlen wurden u. a. vom Gewerbeverband Citypartner kritisiert. Demnach gäbe es statt der angenommenen 6.400 öffentlichen Stellplätze in Parkgaragen tatsächlich nur etwa 4.300 Plätze für Kurzzeitparken. Zudem seien auch Parkplätze außerhalb des Gebiets mitgezählt worden. Innerhalb des Altstadtrings seien es laut Citypartner sogar nur etwa 2.400 Stellplätze. Somit stünden einem aktuellen Fahrzeugbestand von über 11.000 Autos innerhalb des Altstadtringes deutlich geringere Stellplatzkapazitäten gegenüber.
Es zeigt sich somit, dass in der Diskussion grundsätzlich keine Einigkeit über die tatsächliche Anzahl an Parkplätzen besteht. Des Weiteren kommt in der Diskussion bzw. in dem Konzept die Debatte zu kurz, welche Folgen ein Wegfall der Parkplätze im Innenstadtbereich für die anderen Stadtbezirke haben kann. So wäre es denkbar, dass sich die Parkraumnachfrage in die äußeren Stadteile verlagert. Es ist daher sinnvoll, auch die dortige Parkraumsituation darzustellen.
Zahlen des Vermessungsamts der Stadt München aus dem Jahr 2011 zeigen, dass innerhalb des Stadtgebiets München eine Fläche von 160 ha oder 0,5 % der Gesamtfläche (Gesamtstadtgebiet: 31.071 ha = 100%) für Parkplätze zur Verfügung stehen. Dabei ist zu beachten, dass kleinere Parkplätze mit Platz für bis zu 50 Fahrzeuge, die vor allem Geschäften, Restaurants, Behörden und ähnlichen Einrichtungen zugeordnet sind, auch der vorherrschenden Nutzungsart der Fläche zugeordnet werden können und somit nicht erfasst wurden. Zieht man die Angabe aus dem Freiraumquartierskonzept zur Annahme der durchschnittlichen Fläche eines PKW-Stellplatzes von 12 m² heran, so müsste es näherungsweise (mind.) rund 133.000 Parkplätze im gesamten Stadtgebiet geben (160 ha / 12 m²).
Laut einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage der Stadtratsfraktion FDP/Bayernpartei aus dem April 2022 umfassen die 73 Parklizenzgebiete der Stadt insgesamt 93.064 Parkplätze. Demgegenüber stehen 119.227 ausgestellte Parkausweise. Das heißt es besteht ein theoretisches Parkdefizit von 26.163 Parkplätzen. Bei Betrachtung der Einzelnen Lizenzgebiete zeigt sich, dass 58 von 73 einen solch negativen Wert aufweisen.
Fazit: Durch das Freiraumquartierskonzept erhofft sich die Stadt München eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum. Hierzu sollen bspw. Flächen für den motorisierten Individualverkehr (Straßen, Parkplätze) zurück gebaut und durch neue Räume ersetzt werden, die vorrangig von Fußgänger und Radfahrern zum Flanieren und Verweilen genutzt werden können. Am Beispiel der Parkplätze zeigt sich jedoch, dass bei einem solchen Vorhaben viele verschiedene Aspekte zu berücksichtigen sind und das Freiraumquartierskonzept lediglich einen Baustein der Stadtplanung darstellen kann. So ist bei der Beispielthematik zu beachten, dass die Parkproblematik im Innenstadtbereich nicht weiter in die äußeren Stadtbezirke verlagert werden kann, da auch dort die Nachfrage die Zahl der öffentlichen Stellplätze bereits übersteigt.
Lizenzgebiet
Anzahl Stellplätze
Anzahl Parkausweise
Saldo
Akademieviertel
1.925
2.553
-628
Albrechtstraße
879
1.183
-304
Alte Heide
2.053
1.462
591
Alter Südfriedhof
1.283
2.210
-927
Altschwabing
1.536
2.235
-699
Altstadt
2.429
1.208
1.221
Barbarastraße
805
709
96
Bayernplatz
1.828
3.009
-1.181
Biederstein
1.030
1.130
-100
Borstei
806
783
23
Brudermühlviertel
1.661
2.059
-398
Clemensstraße
2.293
3.385
-1.092
Domagpark
157
k. A., Mobilitätskonzept
Dreimühlenviertel
1.147
1.754
-607
Ebenau
1.184
1.814
-630
Franziskanerstraße
1.418
1.822
-404
Franzosenviertel
1.547
2.535
-988
Gärtnerplatz
1.263
2.140
-877
Giselastraße
861
1.028
-167
Glockenbachviertel
2.022
3.554
-1.532
Grillparzerstraße
1.386
2.095
-709
Hauptbahnhof
1.311
313
998
Herzog-Ernst-Platz
1.082
1.377
-295
Heßstraße
342
91
251
Innenstadtklinikum
1.082
1.071
11
Karolinenplatz
945
647
298
Karwendelstraße
616
725
-109
Kasernenviertel
868
1.141
-273
Kirchenstraße
1.286
2.046
-760
Klinikviertel
617
496
121
Kölner Platz
1.694
2.056
-362
Königsplatz
968
950
18
Lehel Mitte
1.594
2.284
-690
Lehel Süd
778
1.251
-473
Lerchenauer Straße
1.408
2.151
-743
Lindwurmstraße
1.306
2.043
-737
Margaretenplatz
422
604
-182
Marsfeld
1.351
509
842
Messestadt
944
k. A., Mobilitätskonzept
Nördliche Au
1.223
1.725
-502
Nördliches Lehel
1.129
1.400
-271
Pinakotheken
644
996
-352
Potsdamer Straße
493
626
-133
Regerplatz
887
1.343
-456
Ridlerstraße
790
1.170
-380
Rotkreuzplatz Nord
1.949
2.159
-210
Rotkreuzplatz Süd
2.348
2.607
-259
Schleißheimer Straße
1.892
3.033
-1.141
Schönfeldviertel
330
389
-59
Schönstraße Nord
656
827
-171
Schönstraße Süd
336
436
-100
Schwabing Mitte
1.868
3.174
-1.306
Schwanthalerhöhe
1.047
1.638
-591
Schyrenbad
984
1.123
-139
Silberhornstr.
711
945
-234
St.-Benno-Viertel
1.312
1.827
-515
St.-Martins-Platz
1.264
1.374
-110
St.-Pauls-Viertel
707
867
-160
St.-Vinzenz-Viertel
1.698
2.192
-494
Südliche Au
1.639
2.750
-1.111
Tegernseer Landstr.
1.643
2.034
-391
Thalkirchen
1.508
1.495
13
Theresienhöhe
1.409
2.098
-689
Tristanstraße
767
1.137
-370
TU-Viertel
2.339
3.355
-1.016
Untergiesing
1.759
2.393
-634
Untersendling
2.672
4.130
-1.458
Volkartstraße
862
1.467
-605
Walchenseeplatz
1.253
1.327
-74
West Schwabing
2.473
3.947
-1.474
Westend
883
1.348
-465
Wettersteinplatz
2.022
2.045
-23
Winzererstraße
1.440
1.427
13
Gesamt
93.064
119.227
-26.163
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