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Grund und Boden

Fakten zur Behauptung, in keiner Stadt seien die Grundstückspreise so gestiegen wie in München

Quelle: OpenStreetMap

Behauptung

In keiner Stadt sind die Grundstückspreise so gestiegen wie in München.

Faktencheck

Es kommt auf die Bezugsjahre und Datenquellen an. Es gibt Statistiken, bei denen München an der Spitze steht. Es gibt aber auch viele andere Statistiken, bei denen dies nicht so ist.

Die Erklärung für Interessierte

Warum ist der Anstieg der Grundstückspreise in München so hoch und deutlich höher als in anderen Städten?

Hinter jeder Statistik steckt eine Absicht. Gerade bei den Grundstücks- und Immobilienpreisen ist es möglich, mit einer passenden Wahl der Bezugsjahre und aufgrund der verschiedenen Bezugsgrößen („baureifes Land“, „Wohnungspreise“ etc.) nahezu jede gewünschte Aussage dramatisch zu belegen.

Konkrete Beispiele
  • Der Spiegel berichtete 2016, dass die Preisentwicklung in Berlin am höchsten sei. Unter Berufung auf die statistischen Ämter des Bundes und der Länder wurde errechnet, dass baureifes Land in Berlin von 2010 bis 2014 um 59 Prozent teurer geworden sei und Berlin damit in der Verteuerung vor München liege. Zudem wurde berichtet, dass innerhalb des Berliner S-Bahnrings sich im Jahr 2015 weitere Preissprünge von 50 Prozent ergeben hätten, während in München sich das Preisniveau in guten Wohnlagen im Jahr 2015 um 19 Prozent erhöht habe.
  • Gemäß einer Erhebung der Immobilienplattform Homeday liegt München im Jahr 2019 an siebter Stelle der Immobilienpreisentwicklung von 19 untersuchten Städten. Die Städte mit dem größten Preiszuwachs waren demnach Hannover, Berlin und Nürnberg.
  • Gemäß Daten des Forschungsinstituts Empirica steht München Ende 2019 mit einem Preis von 8.993 Euro pro Quadratmeter einer Eigentumswohnung an der Spitze aller untersuchten deutschen Städte. Der Zuwachs betrug von 2015 bis 2019 dabei 49 Prozent. Im selben Zeitraum betrug der Zuwachs in Potsdam jedoch 85,5 Prozent.

Der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel veröffentlichte Ende 2019 in seinem vielbeachteten Buch „Mehr Gerechtigkeit!“ Statistiken, die die deutlich überproportionalen Preissteigerungen für Bauland in München im Vergleich zum Bundesdurchschnitt belegen sollen. Der Bayerische Rundfunk hat im Rahmen eines Faktenchecks gezeigt, dass Vogel nur durch die Wahl unterschiedlicher Bezugsjahre zu seinen eindrucksvollen Aussagen kam.

Für die Bodenpreise in der Landeshauptstadt München wurde als Bezugsjahr 1950 gewählt, als eine Preisstoppverordnung für Bodenpreise galt. Für den Vergleichswert der bundesweiten Preise wurde jedoch das Jahr 1962 zugrunde gelegt. Nach Ende der Preisstoppverordnung im Jahr 1960 war bis 1962 bereits ein starker Anstieg der Bodenpreise erfolgt. Korrigiert man diese unterschiedlichen Bezugsjahre, ist der Preisanstieg in München innerhalb von 55 Jahren bis 2017 nicht das 17-fache, sondern lediglich das 2,6-fache des Bundesdurchschnitts.

Das sind die Fakten

Es gibt nicht den einen Preis für Bauland. Der Preis hängt stark von der Lage ab sowie davon, welche Bebauung auf dem jeweiligen Grundstück möglich ist. Grundstücke, auf denen Geschosswohnungsbau möglich ist, sind gemäß der Wohnungsmarktbeobachtung des Referats für Stadtplanung und Bauordnung pro Quadratmeter in München fast doppelt so teuer wie Grundstücke für Doppelhaushälften. Nichtsdestotrotz sind Geschosswohnungen im Verhältnis natürlich günstiger und bezahlbarer als Doppelhaushälften. Während in einer Doppelhaushälfte lediglich für eine Familie Platz ist, finden in Geschosswohnungen viele Familien und Einzelpersonen ein Zuhause.

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