Wie können wir helfen?
Drucken

Überblick über Umnutzungen städtischer Flächen in München

Ausgangslage:

Die Stadt München hat für den zukünftigen Umgang mit Freiflächen im Stadtgebiet das Konzeptgutachten „Freiraum München 2030“ erarbeitet. Freiräume sind in der wachsenden Stadt unerlässlich für eine hohe Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Stadt. Herausforderungen wie knappe Grünflächen und fehlende oder zu kleine öffentliche Aufenthaltsräume stehen diesen Anforderungen jedoch teils entgegen. Auch das Ziel einer verkehrsberuhigten (Innen-) Stadt, macht die Umnutzung vorhandener Flächen notwendig. Durch die innovative Umnutzung von Flächen von reinen Verkehrs- hin zu Aufenthalts- und Erholungsräumen können neue und interessante Freiräume geschaffen werden. Einige Projekte dieser Art wurden bereits umgesetzt, andere befinden sich noch in frühen Planungsphasen. Auch Maßnahmen wie der Mobilitätskongress 2023, bei dem Projekte von Bürgerinnen und Bürgern zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität von Freiräumen im Fokus stehen, zeigen eine überwiegende Unterstützung der Münchnerinnen und Münchner für neue Ideen.

Die Bestrebungen von Flächenumnutzungen in München reichen von sehr kreativen Gedankenspielen bis hin zu tatsächlich umgesetzten Projekten. Insbesondere die Umnutzung und das Umdenken von Straßenzügen weg von reinen Verkehrs- zu Aufenthalts- und Erholungsräumen liegt dabei im Interesse der Vorhaben.

Aktionen rund um den Mobilitätskongress 2023 sowie von politischen sowie gesellschaftlichen Initiativen haben in den letzten Jahren und Monaten immer weiter an Fahrt aufgenommen. Die Projekte, wenn auch teilweise mit Protest begleitet, werden meist gut angenommen.

Die Motivation hinter den Projekten liegt beispielsweise an dem Mangel an Grünflächen, fehlenden oder zu kleinen Aufenthaltsräumen für die Bürger und dem Streben nach einer verkehrsberuhigten (Innen-)Stadt in München.

1. Wie nutzen Münchnerinnen und Münchner ihre Freiflächen?

Studie der LH München „Mensch im Mittelpunkt“
Im März 2023 wurde der Abschlussbericht der Studie „Mensch im Mittelpunkt“ veröffentlicht, die die Nutzungsmuster öffentlich zugänglicher Freiräume im Zuge des soziodemografischen Wandels in München untersuchte. Ziel der Studie im Auftrag des Referats für Stadtplanung und Bauordnung war, genauer zu verstehen, wie die Münchnerinnen und Münchner vorhandene Freiräume nutzen, um daraus Strategien zur Aufwertung von Freiräumen in der Stadt zu entwickeln. Dabei wurden 38 Freiräume betrachtet und in neun Kategorien eingeteilt, vom „verkehrsreichen Platz“ wie dem Goetheplatz bis hin zum Dachauer Moos außerhalb des Zentrums.
Die neun Freiraumdichtetypen sind:
  • Der verkehrsreiche, laute Platz wie der Goetheplatz oder der Baldeplatz
  • Der zentrale, baulich stark geprägte Stadt- und Quartiersplatz oder die Fußgängermeile wie der Marienplatz, der Odeonsplatz oder die Sendlinger Straße
  • Der Elastic Space wie das Alpina-Parkhaus mit Kulturdachgarten
  • Der kleine, unaufgeregte Park nebenan wie die Parkanlage an der Glyptothek oder der Domagkpark
  • Das Bewegungsband mit spiel- und sportlichen Stationen und Sitzplätzen wie der Olympiapark oder der Hirschgarten mit Skatepark
  • Das (grüne) Entrée öffentlicher, kultureller oder gewerblicher Einrichtungen wie der Marianne-v.-Werefkin Weg an der Pinakothek der Moderne oder der Westfriedhof
  • Weit draußen im Grüngürtel, wie das Dachauer Moos oder die Regattastrecke
  • Der große Park am Fluss, Kanal oder See wie der Englische Garten oder der Landschaftspark Riem
  • Der Ruhepol mit lebendigen Rändern wie die Nordhaide         oder die Parkmeile Riemer Park mit der Skateranlage im Gefilde
 Methodik der Studie:
  • Qualitative Analyse: 1.167 Beobachtungen, 1.200 vor-Ort-Interviews, 9 Spaziergänge und 7 Gruppeninterviews
  • Quantitative Analyse: 2.954 Fragebogen, davon 324 beantwortete Fragebogen in einer Sonderbefragung für Menschen mit Körper- und Sinnesbehinderungen -> 17 Untersuchungsgebiete in 6 Quartierstypen

1.1 Wie häufig nutzen die Münchner*innen Grün- und Freiräume?

Fast 75% aller befragten Münchnerinnen und Münchner nutzen Freiflächen täglich oder zumindest mehrmals pro Woche. Das zeigt die Wichtigkeit dieser Flächen und die Notwendigkeit, diese als attraktive Aufenthaltsorte zu erhalten oder neu zu schaffen

1.2 Nutzungsart von Freiräumen

Mehr als ein Drittel aller Befragten nutzen die Freiräume in München vor allem für Bewegung, ein etwas kleinerer Anteil als Aufenthaltsort zum Entspannen.
Umfragen wie diese können der Stadt dabei helfen, bei neuen Konzepten von Umnutzungen auf die Bedürfnisse der Anwohner einzugehen, und in der Gestaltung einen ausgewogenen Mix von Aktionsflächen und Sitz- oder Ausruhmöglichkeiten zu schaffen.

 

2. Aktuelle Umnutzungen von Straßen und Flächen im Jahr 2023

2.1 TU-Forschungsteam „M Cube“

Das Münchner Cluster für die Zukunft der Mobilität in Metropolregionen (MCube) ist Netzwerk von verschiedenen Vertretern aus Wirtschaft, öffentlicher Hand und Gesellschaft, das neue, nachhaltige Lösungen für die Mobilität in Metropolen sucht.
Eines der insgesamt drei Projektfelder, „Vernetzung und Mobilitätsräume“, beschäftigt sich mit der Frage, wie der öffentliche Raum besser genutzt werden kann, wie Quartiere umgestaltet werden können und wie Bewertungsmethoden zur Auswirkung dieser Maßnahmen weiterentwickelt werden können.
Im Rahmen dieses Projektfelds wurde in München das Projekt „Autoreduzierte Quartiere für eine lebenswerte Stadt“ (AQT) ins Leben gerufen. Dabei wurden seit November 2021 geeignete Modellquartiere gesucht und mit der Südlichen Au und dem Walchenseeplatz gefunden. Dort werden von Mai 2023 bis Oktober 2023 verschiedene Maßnahmen zur nachhaltigen Quartiersentwicklung umgesetzt, die von Beteiligungsformaten begleitet werden.
Südliche Au:
  • Mitte Juni wurde die umgestaltete Kolumbusstraße den Bewohnern im Rahmen eines Festes übergeben. Die Straße ist in Teilen komplett für den PKW-Verkehr gesperrt, teilweise wurden verkehrsberuhigte Bereiche eingerichtet. Der Asphalt wurde durch eine Wiesenfläche und beispielsweise Hochbeete für urban gardening ersetzt. Für den Radverkehr, Müllabfuhr und Rettungsdienste wurde ein Fahrstreifen beibehalten.
  • Am Schlotthauer Platz wurde mit Pflanzkübeln und Sitzgelegenheiten ein Quartiersplatz als Aufenthalts- und Begegnungsraum geschaffen. Am Entenbachplatz wurden ebenfalls Sitzmöglichkeiten, Hochbeete und Pflanzkübel aufgestellt und somit ein Platz geschaffen, der zum Verweilen einlädt
  • Als dauerhafte Lösungen wurden drei Mobilitätspunkte mit shared-mobility-Angeboten (E-Tretrollern, Bikes und Carsharing) geplant.
Walchenseeplatz:
  • Im Gebiet Walchenseeplatz in Obergiesing wird die Landlstraße für den Autoverkehr gesperrt, wobei Liefer- und Ladeverkehr für Anwohnende weiterhin möglich ist. Auch hier werden Sitzmöbel, Hochbeete und verbreiterte Fuß- und Radwege geschaffen.
  • Wie auch in der Südlichen Au werden zwei dauerhafte Mobilitätspunkte mit Angeboten für Shared Mobility wie Bike- und Carsharing eingerichtet, an der Untersbergstraße und der Kesselbergstraße.
  • Doch die Maßnahmen finden nicht nur Zustimmung: Da etwa in der Kolumbusstraße ca. 40 Parkplätze wegfallen, reichte ein Anwohner im Eilverfahren eine Anfechtungsklage ein. Ziel ist es zu überprüfen, ob derartige Sondernutzungen für einen Zeitraum von mehr als vier Monaten mit der Straßenverkehrsordnung vereinbar sind.
Projektstraßen MCube

2.2 Initiativen im Rahmen des Mobilitätskongresses 2023

Im Rahmen des Mobilitätskongresses 2023, der zum zweiten Mal in München stattfindet und vom 2. – 5. September ausgerichtet wird, werden weitere Projekte zur Umnutzung von Freiräumen durchgeführt.
2.2.1 TU-Projekt Miniblock“Steinhuber“
Der Lehrstuhl für Siedlungsstruktur und Verkehrsplanung führt seit Ende Juli ein Projekt zur Umgestaltung der Enhuberstraße in der Maxvorstadt durch. Hierbei wird der südliche Teil der Straße an der Ecke Steinheilstraße zum sogenannten „Steinhuberplatz“ umfunktioniert und eine Tischtennisplatte sowie Sitzbänke aufgestellt. Zudem wird der Platz als neue Zwischenheimat für die Wanderbäume des Green City e.V. dienen. Ziel des Projekts ist die Verbesserung der Aufenthaltsqualität durch die Verkehrsberuhigung sowie ein Impuls für eine sozial- und klimagerechte Mobilität.
2.2.2 Kazmair-Allee – Projekt Westend-Kiez
Die Münchner Initiative Nachhaltigkeit – Westendkiez hat im Juni 2023 an der Kazmairstraße 10 schattenspendenden Bäumen aufgestellt, die bis Oktober für Abkühlung in der Straße sorgen, die Luftqualität zu verbessern und Freiraum für die Anwohnenden zu schaffen. In der so geschaffenen Allee finden über den Sommer zwei Straßenfeste statt.
2.2.3 Platz Hacken
Mit dem Platz Hacken möchte Green City e.V. zeigen, wie der Hackenplatz zwischen Brunnstraße und Hackenstraße umgestaltet werden kann. Zwischen dem 3- und 10. September und damit zeitgleich mit der IAA kann man den umgestalteten Hackenplatz besuchen. Dieser Platz war bereits Betrachtungsraum des TUM-Projekts „Feine Plätzchen“. Die Straßenecke soll dabei als Ort zum Mitmachen, Abkühlen und Ausruhen umgestaltet werden. Zudem soll während des Mobilitätskongresses ein Co-Creation-Prozess für die Umnutzung und Neugestaltung der Parkplätze und des Straßenraums abgehalten werden.
2.2.4 Mehr Grün in der Stadt – das südliche Bahnhofsviertel neu denken
Die FreiRaum-Viertel gUG hat in diesem Projekt von Mitte August bis Mitte September die Landwehrstraße im südlichen Bahnhofsviertel umgestaltet. Dabei sollen begrünte Abstellanlagen für Fahrräder und Lastenfahrräder sowie drei Carsharing-Parkplätze entstehen. Zudem sollen kleine hölzerne Inseln (Parklets) aufgestellt werden, die als Aufenthaltsfläche für Anwohnerinne und Anwohnerdienen. Die gUG hatte bereits 2021 ein ähnliches Projekt an der Landwehrstraße realisiert.
Überblick weiterer Projekte

 

3. Weitere Ideen zur Umnutzung beliebter Gebiete und Freiräume

Neben konkreten politischen Vorhaben werden immer wieder Ideen geäußert, bekannte und beliebte Plätze umzugestalten und diese nachhaltiger, zeitgerechter und effektiver nutzen zu können.

3.1 Die Theresienwiese

Die Theresienwiese ist einer der bekanntesten Münchner Freiräume. Zugleich wird die Wiese außerhalb der Wiesn-Zeit eher sporadisch genutzt. Da es sich um eine große freie Fläche inmitten des Stadtgebiets handelt, gab und gibt es immer wieder Ideen einer Aufwertung und konsistenteren Nutzung in Form eines attraktiven Aufenthaltsraums. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat gezeigt, welche Potenziale auf der Theresienwiese bestehen, als dort Beachvolleyball gespielt, ein Boulderblock aufgestellt und ein Palmengarten installiert wurde.
 Das Areal ist im Flächennutzungsplan mit integrierter Landschaftsplanung der Landeshauptstadt München als „Sondergrünfläche“ und damit für Funktionen wie der Erholung oder dem Naturschutz dienend definiert.
Lange Nacht der Architektur
Das Oktoberfest als „jährliche Umnutzung“ der Theresienwiese
Theresienwiese neu denken
Im Rahmen der langen Nacht der Architektur 2014 schrieb die Plattform München Architektur für zeitgenössische Architektur und Architekturbüros, Design und Kunst in München und Bayern einen Ideenwettbewerb für die Umnutzung der Theresienwiese aus.
  • Als Sieger des Leservotings ging der Entwurf „Theresien Garten“ von Stenger2 Architekten und Partner hervor.
  • Der Entwurf sah für das ansonsten freibleibende Gelände drei feststehende Kioske, ein Schirm- und Liegestuhllager sowie eine Aussichtsplattform vor.
  • Der im Süden liegende Teil der Theresienwiese könnte laut Konzept ganzjährig als Wandelgarten oder etwa Parkfläche genutzt werden. Hier könnte bspw. auch ein Bereich für urban gardening installiert werden.
  • In dem Konzeptbild scheint ein Großteil der Fläche begrünt, kompatibel mit der Wiesn-Nutzung im September und Oktober

Auch in den Bezirksausschüssen gab es in den letzten Jahren es verschiedene Vorschläge, die die Nutzung des Areals betrafen:

  • 2015 wurde im BA 02 ein interfraktioneller Antrag auf Initiative des BA-Mitglieds Florian Florack (CSU) mit dem Titel „Wiederherstellung der Grünfläche auf der Theresienwiese“ eingereicht.
  • Im Zuge des aufgrund der Pandemie entfallenen Oktoberfests 2020 stellte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen – Rosa Liste bereits im April 2020 den Antrag „Kreative Nutzung der Theresienwiese.
  • Im Januar 2021 kritisierte CSU-BA-Politiker Martin Rickert, dass am nördlichen Haupteingang der Theresienwiese immer mehr Flächen asphaltiert und versiegelt werden. Der Bezirksausschuss (BA) Ludwigs-/Isarvorstadt setzt sich dafür ein, keine weiteren Flächen zu versiegeln. Auf Betreiben der Grünen/Rosa Liste-Fraktion hat der BA 2 im Januar 2021 kleine Flächen vorgeschlagen, die die Stadt entsiegeln könnte, unter anderem am Bavariaring direkt am Haupteingang zum Oktoberfest.
  • Auf der Bürgerversammlung Ludwigs-/Isarvorstadt am 20. Juli 2021 wurden weitere Ideen zur Begrünung eingebracht:
    • Begrünung eines Teils der Oktoberfest-Wiesn in „echter Liegewiesen-Qualität
    • Die Idee, für Musik und Tanz, Kultur und Begegnung Freiräume zur Verfügung zu stellen
  • Im November 2022 kam es zu einem Antragsbeschluss des Parteivorstands von B90/Die Grünen München. Die Partei sieht ein Potenzial im Sinne von dauerhafter Begrünung. Das Oktoberfest wollen die Grünen dabei nicht in Frage stellen. Für die „Oide Wiesn“ und das Landwirtschaftsfest, die im Wechsel im Südteil der Theresienwiese stattfinden, gilt das nicht. Die „Oide Wiesn“ soll zwar nicht abgeschafft werden, allerdings meint die Partei, dass ebenso viele Besucher kommen würden, wenn es an einem anderen, zentraleren Ort stattfindet. Im Südteil der Theresienwiese gibt es erhebliche Potenziale zur Flächenbegrünung, die genutzt werden sollen.

3.2 BI „Giesinger Kirchplatz“:

Seit über 20 Jahren wird über die Verkehrskreuzung an der Heilig-Kreuz-Kirchen im Münchner Stadtteil Giesing diskutiert, die vor allem aufgrund der Lautstärke und der Verkehrsführung kritisiert wird. Rund um die Kreuzung wurden daher diverse verkehrstechnische Änderungen erwogen.
Im Dezember 2017 wurde das Baureferat mit dem Stadtratsbeschluss „Fuß- und Radwegbrücke am Giesinger Berg“ beauftragt, eine Machbarkeitsstudie für eine Brücke am Giesinger Berg durchzuführen. Die Brücke soll als Verbindung bzw. Lückenschluss zwischen dem Gasteig in Haidhausen und dem Stadtteil Harlaching dienen. Nachdem eine erste Machbarkeitsstudie keine klaren Ergebnisse fand, wurde 2022 ein Bieter- bzw. Vergabeverfahren gestartet, an dem insgesamt fünf Bieter/Bietergemeinschaften teilnahmen.
2021 trat erstmals die BI „Giesinger Kirchplatz“ im Rahmen eines Youtube-Videos auf. Die Initiative will einen Gegenentwurf zu einer geplanten Brücke bieten und südlich der Heilig-Kreuz-Kirche einen Platz etablieren, unter dem die derzeitige Kreuzung Martin-Luther-Straße/ Ichostraße/Silberhornstraße liegen soll. Das für die Brücke geplante Geld wäre demnach besser in einen gemeinsamen Stadtplatz investiert. Im November 2022 wurde hierzu eine Petition gestartet, die, Stand Juli 2023 1.768 Unterstützer zählt und insgesamt 6.500 Unterschriften erreichen muss.
Einer der Initiatoren schlägt einen Stadtplatz als Begegnungsraum mit Brunnen, Eisdielen, Straßencafés oder einer Bühne vor. Hierfür müsste der Verkehr unterirdisch verlaufen. Die Vorsitzende des BA Obergiesing, Carmen Dullinger-Oßwald (Grüne), begrüßte die Idee eines Stadtplatzes im Rahmen einer Bürgerversammlung Ende 2022 zwar als „charmant“, hält eine Realisierung jedoch nicht für unmittelbar realistisch. Eine Verlegung des Verkehrs ins Unterirdische ist ihrer Meinung nach zu kostspielig.
Im März 2023 warb BI-Mitglied Erwin Glas im Bezirksausschuss für das Projekt und forderte eine Machbarkeitsstudie der Landeshauptstadt München, um die Lokalpolitik für die Idee gewinnen zu können. Laut Glas haben eigens angefragte Expertinnen und Experten eine Umgestaltung als möglich bezeichnet. BA- Mitglied und CSU-Stadtrat Andreas Barbor hatte bereits im Oktober 2022 einen Antrag an den OB Dieter Reiter gestellt, das Projekt in die internationale Bauausstellung aufzunehmen. Dies würde die Finanzierung einer Machbarkeitsstudie erleichtern.

Eine Umsetzung des Projekts gilt jedoch eher als unwahrscheinlich, da die Entwürfe der von ursprünglich geplanten Fußgänger- und Radwegbrücke im April 2023 offiziell im Baureferat ausgelegt wurden und die Stadt diese Lösung präferiert.

Geplante Lage des Platzes

3.3 TUM-Projekt: Feine Plätzchen – Neue Freiräume für Münchens autofreie Altstadt

Am Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum der TU München wurde im Wintersemester 2021/2022 ein Studierendenprojekt durchgeführt, in dem Ideen für die Nutzung kleiner  Plätze „im Windschatten“ der Kaufingerstraße  in München im Sinne einer autofreien Stadt erarbeitet wurden. Die Entwürfe zeigen, wie Plätze attraktiver umgestaltet und genutzt werden können.
Für die Konzepte zur Freiraumaufteilung und Nutzung wurden der Untere Anger, das Kosttor und die Hackenstraße ausgewählt.
Folgende Nutzungskonzepte wurden im Rahmen des Projekts vorgestellt:
Unterer Anger:
  • Komm mal runter! – Eine Senke für Mensch und Natur“ am Unteren Anger statt der derzeitigen Verkehrsnutzung
  • Innenhof für den Unteren Anger“: entsiegelte Flächen als autofreie Zone zur Verbesserung des Mikroklimas
  • Zeitgenössischer Anger – Die moderne Dorfwiese in der Altstadt“: ebenfalls Wechsel von Gehwegen, kleinen Mauern als Sitzmöglichkeiten und Wiesen sowie Retentionsbecken
  • Unterer Anger – Neu interpretiert“ parkähnliche Struktur mit Wegen und Rasenflächen vor sowie Obststräucher zum selbst pflücken

Wolfsbrunnen:

  • Dropping blue and green“: Mix aus Wasserbecken und Begrünung als gemeinschaftlicher Stadtplatz am Wolfsbrunnen
  • Am KOSTtor – Brot und Wasser für Alle“: Wasser und Grün- und Staudenflächenflächen sowie weiträumiger Schatten
  • „Ein Wald in der Altstadt“: Mix aus versiegelten Bodenflächen und Baumbepflanzung sowie Beleuchtungskonzept für die Dunkelheit
  • „Von der Insel zum Festland“: Einbindung des Platzes in die breiten umliegenden Straßen und das „Platzl“ am Hofbräuhaus München
 Hackenstraße/Hackenplatz:
  • „Entschleunigung in der Hackenstraße“: Beibehalten der Straßenführung, aber Ersatz der Parkmöglichkeiten durch Bepflanzung und Sitzmöglichkeiten
  • „Petrischale“: Wegfall des Autoverkehrs und Installation eines Brunnens sowie mehrerer kleiner grüner „Inseln“
  • „The Green Corner – An oasis in a concrete city“: Aufgabe eines Wegesystems und Schaffen eines Platzes für die Allgemeinheit. Anlegen eines großen Brunnens mit Becken zum Betreten.
  • “Mach Blau”: Anstatt der derzeitigen Straße soll ein Fahrradweg durch die Fläche führen, auch hier ist ein Wasserbecken und Baumbepflanzung geplant
Betrachtungsräume im Rahmen des Projekts

 

4. Wie können Freiflächen und Freiräume nachhaltig umgestaltet werden? – Beispiele für Impulse aus der (Stadt-)Politik

4.1 Antrag der SPD-Stadtratsfraktion vom 24.04.2019, Fünf Plätze attraktiv neugestalten:

Auf Seiten der Politik wird aktiv darauf hingearbeitet, bestimmte Plätze im Stadtbereich neu zu gestalten. So stellte beispielsweise die SPD-Stadtratsfraktion 2019 einen Antrag, fünf Plätze im Stadtgebiet attraktiver zu gestalten und die Aufenthaltsqualität dort zu verbessern:
  • Barer Straße / Ecke Nordendstraße
  • Esperantoplatz
  • Europaplatz
  • Lorettoplatz
  • Bonner Platz
Als Grund für den Handlungsbedarf bei den Plätzen wird angegeben, dass diese nicht zum Aufenthalt einladen.
Das bewährte Verfahren der Bürgerbeteiligung sollte analog zur Vorgehensweise bei der Bearbeitung des Antrages „5 Plätze attraktiv neu gestalten“ vom 13.08.2012 erfolgen.
Der Bauausschuss der Stadt München beschloss am 8.10.2019 einstimmig, das Baureferat für die genannten Plätze mit einem Bürgerbeteiligungsverfahren zu beauftragen und Konzeptstudien zu erarbeiten.
Im Februar 2023 wurde eine Konzeptstudie und ein erster Entwurf für die Barer Straße Ecke Nordendstraße vorgestellt:
  • Laut Studie ist die vorhandene Grünfläche kaum nutzbar, stattdessen könnte ein Mini-Park entstehen.
  • Auf dem Park sind sowohl Spielflächen als auch etwa urbanes Gärtnern vorgesehen. Anwohnerinnen und Anwohner wünschen sich etwa Boule-Flächen und einen durchgehenden Bodenbelag.
Auch für den Lorettoplatz wurde eine Studie angefertigt:
  • Hier wurden die Möglichkeiten einer Maximierung der Grünflächen und der Gestaltung des Platzes als repräsentatives „Entrée“ zum Waldfriedhof genannt.
  • Eine klarere Zonierung und eine Vereinheitlichung der Parkplätze wurden vorgeschlagen.
Am 07.03.2023 beschloss der Bauausschuss, dass das Baureferat
  • für die Neugestaltung des Platzes an der Barer Straße / Ecke Nordendstraße die Alternative A aus der Konzeptstudie aufnimmt, und das Ergebnis dem Stadtrat vorlegen soll.
  • die Planungen für eine Neugestaltung des Lorettoplatzes nicht aufnehmen soll.

4.2 Umgestaltung des Max-Josephs-Platzes

Tiefgarageneinfahrt am Max-Josephs-Platz

Am 29.03.2023 beschlossen der Mobilitätsausschuss, der Bauausschuss und der Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung die Neugestaltung des Max-Josephs-Platzes. Dabei soll insbesondere eine gesteigerte Attraktivität sowie ein erhöhter Grünanteil erreicht werden.
Zentraler Aspekt der Umgestaltungspläne ist die Einfahrt zur Tiefgarage, die mitten auf dem Platz liegt und einer ca. 2.000 qm großen Freifläche zum Verweilen weichen soll. Die Ein- und Ausfahrt soll dann in die Maximilianstraße verlegt werden. Welche der drei derzeitigen Planungsvarianten realisiert wird, ist derzeit noch unklar.
Die zweite Bürgermeisterin, Katrin Habenschaden veröffentlichte auf ihrem Instagram-Kanal im November 2022 erste Visualisierungen, wie der Opernplatz in Zukunft aussehen könnte. Da die Maximilianstraße als Verkehrsweg zum Bau der zweiten Stammstrecke benötigt wird, ist mit einer Realisierung der Umgestaltung nicht vor 2038 zu rechnen. Bis dahin sind laut der Verantwortlichen aber Teil-Gestaltungen möglich. 2025 sollen demnach bereits erste Maßnahmen starten.
Im März 2023 reichte der ehemalige Stadtheimpfleger Gert Goergens eine Petition an den Vorsitzenden des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst, Robert Brannekämper, MdL (CSU), ein, um das Ensemble Max-Josephs-Platz/Maximilianstraße zu erhalten.  Zuletzt kritisierten einige Mitglieder der Stadtgestaltungskommission die ab 2025 geplanten Interimspläne einer bis zu 1.500 m² großen Grünfläche vor Residenz und Oper aufgrund von Denkmalschutzbedenken. Die Kritiker betonen, dass der Platz als italienischer Stadtplatz angelegt wurde, und daher eine Grünfläche nicht ins Stadtbild passt. Zudem werde der Denkmalschutz als Behörde zu wenig eingebunden. Mathias Pfeil, Generalkonservator der Stadt München, schlug einen Ideenwettbewerb für die Interimslösung vor, den die Stadt jedoch aus finanziellen und zeitlichen Aspekten ablehnt.

 

4.3 Einrichten von Fußgängerzonen

4.3.1 Sendlinger Straße:
  • 2011 wurde entschieden, dass die Sendlinger Straße in München zwischen Hackenstraße und Färbergraben zur Fußgängerzone umgewidmet werden sollte.
  • Nachdem der nördliche Teil der Straße 2013 umgewidmet wurde, startete im Jahr 2016 als zeitlich begrenzter Verkehrsversuch auch die Nutzung des nördlichen Teils der Straße als Fußgängerzone. Eine gewünschte Bürgerbeteiligung der Anwohner und der angrenzenden Gewerbetreibenden wurde damals nicht durchgeführt.
  • Da dieser Versuch als Erfolg gewertet wurde, folgte 2017 eine dauerhafte Umwidmung.
  • Zwischen 2019 und 2020 wurden diverse Umbaumaßnahmen, Pflanzung von Bäumen und die Installation von Stadtmobiliar vorgenommen. Ein geplanter Stadtbach, der durch die Sendlinger Straße führen sollte, wurde nicht umgesetzt, da der vorgesehene Ablauf in die Kanalisation aufgrund der Entwässerungssatzung nicht gestattet war und andere Option nicht realisierbar waren.
4.3.2 Tal Fußgängerzone:
Das Tal und die Westenriederstraße im Zentrum Münchens sollen im Rahmen des Gesamtvorhabens „autofreie Innenstadt“ zur Fußgängerzone werden. Ursprünglich war die Umwidmung als Zwischenlösung bis zur Fertigstellung der zweiten S-Bahn-Stammstrecke angedacht. Insbesondere der Verkehr der Baufahrzeuge veranlasste die rot-grüne Rathauskoalition dazu, die Straßen bereits 2023 umzuwidmen. Der Baustellenverkehr sollte über die Maximilianstraße erfolgen.
Neben dem Einrichten einer Fußgängerzone soll möglichst viel Fläche entsiegelt und Rollrasen, Beete, Bäume und Blühwiesen installiert werden. Darüber hinaus plant die Stadt, das komplette Viertel zwischen Maximilian- und Westenriederstraße für Durchgangsverkehr zu sperren. Dann können nur noch Anwohnende, Gewerbe, Taxis und Gehbehinderte einfahren.

Im Januar 2023 wurde deutlich, dass sich die Planungen verzögern. Grund dafür ist u.a., dass im Planungsfeststellungsverfahren der S-Bahn-Strecke die Anfahrt zu den Baustellen über das Tal festgeschrieben wurde, weshalb Abstimmungen zwischen der Bahn und der Stadt notwendig sind, und eine Lösung gefunden werden muss. Auf Anfrage wollte sich das Mobilitätsreferat im Mai 2023 noch nicht auf einen groben Zeitplan festlegen. Laut Abendzeitung wird derzeit eine Art Stufenplan entwickelt, mit fortschreitender Planungszeit steige jedoch auch der Unmut der Anwohnenden gegen die geplante Fußgängerzone.

Verlauf der geplanten Fußgängerzonen Tal (rot) und Sendlinger Straße (orange)
Abschließend lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, welche der Vorschläge und Überlegungen tatsächlich umgesetzt werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich das Stadtbild in den nächsten Jahren ändern wird. Teils durch zeitlich begrenzte Projekte wird München in Zukunft mehr autofreie Aufenthaltsplätze und Grünflächen haben, von denen die Bürgerinnen und Bürger profitieren können.
Kategorien
Inhaltsverzeichnis